Gelesen in "Die Welt", 30. Oktober 2006
"Der Hotelmarkt in Hamburg ist immer noch als einer der stabilsten in Deutschland einzuschätzen." Zu diesem Ergebnis kommt die auf die Hotellerie spezialisierte Münchner Unternehmensberatung Treugast in ihrer jüngsten Standortanalyse. Der Hamburgtourismus verzeichne seit Jahren kontinuierlich steigende Zuwachsraten. Die Zahl der Gäste aus dem Ausland nehme zu, während die inländische Nachfrage stagniere. In diesem Zusammenhang steige auch die durchschnittlich erzielte Zimmerrate. Jedoch werde der Wettbewerb zunehmen, wenn bis 2009 weitere Hotels an den Markt kämen.
Zuletzt hatte sich 2001 die Zahl der Beherbergungsbetriebe nennenswert erhöht - von 254 auf 270. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Betten um 402 auf 33 850. Das sei im Vergleich zur Nachfrage eher unterproportional, heißt es in der Analyse.
Doch bis etwa 2009 sollen noch rund 7000 Betten hinzukommen in Hotelprojekten wie dem "Empire Riverside" von Willi Bartels auf dem ehemaligen Bavaria-Gelände (650 Betten), dem "Mövenpick" im Wasserturm im Schanzenpark (450 Betten) oder der Elbphilharmonie (500 Betten). In Finkenwerder öffnen Anfang 2007 das "Golden Tulip Aviation" mit 340 und am Steindamm das "Arcotel" mit 450 Betten. In der Mehrzahl handelt es sich um Vier- bis Fünfsternehäuser.
Treugast geht unter diesen Voraussetzungen davon aus, dass aufgrund der hohen Nachfrage die Zahl der Übernachtungen weiter steigen, die Auslastungsquoten aber stagnieren werden. Außerdem werde es neue Preiskämpfe geben, da die Neuanbieter mit günstigen Preisen in den Markt einsteigen dürften. Doch laut Treugast wächst auch Hamburgs Attraktivität "durch das Großprojekt Hafencity, den Ausbau des Kreuzfahrtterminals, den Ausbau der Messe und die Erweiterung des Kongresszentrums CCH". Messe und CCH würden auch für Aufschwung im Geschäftstourismus sorgen.
Erfreuliches vermeldet Treugast für das erste Halbjahr 2006: "Bezogen auf die durchschnittliche Zimmerauslastung nimmt Hamburg unter den Top 4 im deutschen Städtetourismus die Spitzenposition ein." Die Unternehmensberatung stützt sich auf Zahlen des IHA-Hotelverbands. Danach liegt Hamburg mit einer Auslastung von 73 Prozent und einem Zuwachs gegenüber dem ersten Halbjahr 2005 um 7,4 Prozentpunkte deutlich vor München mit 66 Prozent Auslastung (plus 1,3). In Berlin stieg die Auslastung um 4,8 Punkte auf 64 Prozent, während sie in Frankfurt um 2,6 Punkte auf 62 Prozent sank.
Beim Zimmerpreis lag Hamburg im selben Zeitraum mit 103 Euro deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 89 Euro. Doch in Frankfurt kostete das Zimmer im Schnitt 119 und in München 105 Euro, in Berlin 97.
Beim Zuwachs war Hamburg in den ersten sechs Monaten 2006 aber wieder Spitze: plus 14,9 Prozent, Frankfurt dagegen verzeichnete plus 12,5, Berlin plus 11,8 und München 7,1 Prozent. Gewinner bei den gestiegenen Gäste- und Übernachtungszahlen 2006 waren bisher übrigens die Hotels Garni (plus 20,9 Prozent), gefolgt von den Hotels (plus 9,9).