Gelesen in "Frankfurter Neue Presse", 27. März 2007
Die erste Euro-Million aus China ist bei der Stadt Frankfurt eingegangen, Huarong, die Investorengruppe, die sich als Bauherrin für das geplante Luxus-Hotel an der Rennbahn empfiehlt, hat die erste von insgesamt sieben Millionen Euro Erbbauzins für das Gelände am Geläuf in Niederrad gezahlt. „Die Summe ist in der vergangenen Woche gekommen“, bestätigte Stadtkämmerer Horst Hemzal (CDU) gestern auf Anfrage. Dies sei „durchaus zu sehen als Signal des harten Interesses“ der chinesischen Investoren am Bau des Hotels.
Das klingt merkwürdig verhalten. Vor geraumer Zeit erst waren die Chinesen als Retter des finanziell angeschlagenen Rennklubs gerühmt, war die Fertigstellung des 40-Millionen-Euro-Projektes Rennbahn-Hotel auf 2008 terminiert worden. Eine Anfrage bei der städtischen Bauaufsichtsbehörde indessen ergab nun: Es liegt bislang nicht einmal ein Bauantrag vor.
Die Probleme stecken offenbar im Detail, wie Horst Hemzal bei einem Besuch in China erfuhr. Die vertraglich vereinbarte Vorlage gewisser Dokumente, nämlich Gesamtfinanzierungsplan, Betreiber-Erklärung und, wichtiger noch, die Erfüllungsbürgschaft für das Projekt, sind die chinesischen Investoren bislang schuldig geblieben. „So etwas wie eine Erfüllungsbürgschaft kennt man in China garnicht, das versteht man nicht“, gibt Hemzal als seine jüngst dort gewonnene Erkenntnis bekannt. Chinas Außenhandelswirtschaftsgesetze seien „ausgesprochen restriktiv“, die Ausfuhr von Kapital und dieses ersetzende Elemente wie etwa Bürgschaften sei „extrem schwierig“, so Hemzal. Welches Maß an Nachsicht die Stadt Frankfurt ihrem chinesischen Vertragspartner entgegen bringen wolle, sei nun zu überlegen. Verständnis erwarte die Huarong Group auch für ihre Absicht, die Innengestaltung des geplanten Hotels komplett in Eigenregie und mit heimischen Arbeitskräften zu erledigen. Sämtliche Materialien dafür, von der Sanitärausstatung bis zur Heizungsanlage, sollen von China nach Frankfurt geschafft werden. „Machbar ist das, aber Umfang und rechtlicher Rahmen sind zu klären“, kommentierte Hemzal diese Idee „Es müssen auch die arbeitsrechtlichen Bestimmungen für die chinesischen Arbeiskräfte, die mit zeitlich befristeter Aufenthaltsgenehmigung auszustatten sind, geklärt werden.“ Er rechne damit, dass die Verhandlungen „im kommenden Quartal zum Abschluss kommen“. Das Rennbahn-Hotel habe inzwischen auch in China den Charakter eines Pilotprojektes, werde verstanden als „Lern- und Verständigungsprozess“ zweier Geschäftspartner aus völlig unterschiedlichen wirtschaftlichen Systemen. Mag sein, alles wird gut. Aber bis 2008 fertig wird das Rennbahn-Hotel nicht.