Gelesen in "FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung", 29. Mai 2007
Strahlende Augen bei Deutschlands Hoteliers. Nach einer für die Branche gut verlaufenen Fußball-Weltmeisterschaft und bei anhaltend guter Konjunktur ist überall Zuversicht zu verspüren. Für 2007 prognostiziert der Hotelverband Deutschland (IHA) wieder eine Steigerung der durchschnittlichen Zimmerauslastung um 1,5 bis 2 Prozent bei leicht anziehenden Zimmerpreisen. Damit ist die deutsche Hotellerie auf dem besten Wege, an die Erfolge des Ausnahmejahres 2000 anzuschließen. Mit einem satten Umsatzplus von 9,6 Prozent im vergangenen Jahr rückten die umsatzstärksten 200 Hotels zu den Spitzenwerten des bisherigen Rekordjahres 2000 auf. Damals stieg der Umsatz um 10,1 Prozent. Diese Einschätzung ergibt sich aus einer Erhebung bei den umsatzstärksten Hotels der "Allgemeinen Hotel- und Gastronomiezeitung", die am Samstag vorgelegt wurde.
Sie bestätigen im Einzelnen die Einschätzungen, die im Vorfeld unter anderen von Stephan Gerhard, Präsident und Chairman des Beratungsunternehmens Treugast Solutions Group, geäußert wurden. "Für die deutsche Hotellerie war 2006 ein hervorragendes Jahr mit gewaltigen Zuwachsraten", sagte Gerhard, und auch der Hotelverband Deutschland (IHA) spricht von einem "sehr guten Jahr 2006". Die positive Entwicklung werde sich in diesem Jahr - trotz Belastungen durch die Mehrwertsteuererhöhung und die stark gestiegenen GEZ-Abgaben für die Branche - fortsetzen. Denn wegen der guten Konjunktur zieht auch der Geschäftsreisemarkt und das Tagungsgeschäft an. Das zeigt nicht zuletzt der Erfolg der Messe Imex in Frankfurt. Zusätzlich verstärken zwei neue Tendenzen den Aufschwung: die Budget- und Patientenhotellerie. Diesen beiden Geschäftsbereichen spricht die Treugast vielversprechendes Wachstumspotential zu.
Und die Hoteliers zeigen sich zuversichtlich und setzen auf weiter steigende Nachfrage: Für die nächsten drei Jahre sind 330 neue Hotelprojekte geplant (Vorjahr: 314), das sind nach Angaben des IHA 38 140 (Vorjahr 30 658) zusätzliche Hotelzimmer. Weiterer Indikator für die optimistische Stimmung ist das projektierte Investitionsvolumen, das mit 5,1 (Vorjahr 3,7) Milliarden Euro einen historischen Höchststand erreicht. Auch wenn Branchenexperten immer wieder vor dem zunehmenden Wettbewerbsdruck durch wachsende Überkapazitäten warnen - die Hoteliers blicken positiv in die Zukunft. Sie nutzen Synergien bei Kooperationen, entwickeln innovative Verkaufskonzepte und neue Preisstrategien, konzentrieren sich auf bestimmte Segmente und stellen sich selbstbewusst den Herausforderungen des Marktes. Und selbstbewusst kann die Branche sich geben. Mit einer Prognose von 8,8 Prozent Umsatzwachstum waren die Erwartungen der führenden 200 Hoteliers an das Jahr 2006 bereits sehr optimistisch. Mit der letztlich erwirtschafteten Steigerung um 9,6 Prozent wurden sie noch übertroffen. Insgesamt erwirtschafteten die führenden 200 Hotels einen Nettoumsatz von 2,91 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung um 9,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2,66 Milliarden). Damit vereinen sie erneut rund ein Drittel des Gesamtumsatzes der deutschen Hotellerie von rund 11 000 Vollhotels. Das zeigt die Bedeutung dieser Gruppe für die Branche. Fast 90 Prozent der Befragten weisen für 2006 ein Umsatzplus auf. Im Vorjahr waren es 51 Prozent. Lediglich 7,1 Prozent müssen ein Umsatzminus verkraften. Das waren ein Jahr zuvor immerhin fast ein Drittel der Befragten. Auf die Frage nach der Gewinnsituation, der wichtigsten Kennziffer, antworteten 25,8 Prozent mit "sehr gut" und 55,1 Prozent mit "gut". Damit stieg dieser Wert von 50,4 auf 80,9 Prozent binnen Jahresfrist. Lediglich 16,3 Prozent befinden die Gewinnsituation als "noch zufriedenstellend" (Vorjahr: 36,6 Prozent). Und nur 2,5 Prozent halten sie für schlecht.
Positiv entwickelte sich auch die durchschnittliche Auslastungsquote. Sie verbesserte sich um 2,2 Prozentpunkte auf 66,5 Prozent. Auch beim Preis gab es Fortschritte. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist die durchschnittlich erzielte Nettorate auf dem deutschen Hotelmarkt zwar nach wie vor niedrig. Dennoch wirken sich die ständigen Bemühungen der Hoteliers, die Durchschnittsraten in Deutschland anzuheben, langsam aus. Um 7 Prozent konnten die umsatzstärksten deutschen Hotels den durchschnittlich erzielten Nettopreis erhöhen - von 101,62 Euro auf 108,70 Euro. Die durchschnittliche Zimmerzahl eines befragten Hotels stieg auch in diesem Jahr, allerdings lediglich um 0,6 Prozent auf 321 Zimmer. Insgesamt vereinen alle Häuser des Rankings 64 259 Zimmer.