Quelle: limmattalonline.ch, 30. Juni 2008
Allein bis im Jahr 2011 entstehen im Raum Zürich fast 1300 neue Hotelzimmer. Und geplant sind noch mehr. Für einige bestehende Hotels könnte es eng werden.Es geht Schlag auf Schlag: Nach der Eröffnung des 5-Sterne-Hotels Dolder Grand im letzten April am Zürichberg geht am 1. August bereits das nächste neue Hotel im Raum Zürich an den Start: Das «Radisson SAS» der Rezidor-Gruppe mit 329 Zimmern.
Das 4-Sterne-Hotel steht direkt am Flughafen Zürich. «Die Lage bei den Terminals und beim Bahnhof ist einzigartig, das bedeutet Zeit- und Kostenersparnis für unsere Gäste», sagt Hoteldirektor Werner Knechtli. Dank des eigenen Konferenzzentrums will sich das «Radisson SAS» vor allem auch ein Stück vom Kongress-Kuchen abschneiden.
Das «Radisson SAS» ist aber nur eines von diversen neuen Hotels: Bis 2011 kommen im Grossraum Zürich – Stadt und Flughafenregion – insgesamt fast 1300 neue Hotelzimmer hinzu (siehe auch Boxen unten). Dies entspricht einer Zunahme von fast 14 Prozent. Aktuell zählt die Stadt 6800 Hotelzimmer und die Flughafenregion 2200. Mindestens 500 weitere Hotelzimmer sind angedacht.
Zu diesen gehört zum Beispiel ein Hotelprojekt im neuen Opfikoner Stadtteil Glattpark. Seit einem Monat ist der Zürcher Immobiliendienstleister CB Richard Ellis in Besitz einer rechtsgültigen Baubewilligung. Vorgesehen ist bis 2011 ein 4- bis 5-Sterne-Hotel mit 300 Zimmern und Konferenzräumen.
«Auf Investorenseite ist das Interesse da, wir erwarten in nächster Zeit einen positiven Bescheid», sagt Managing Director Marc Gutzwiller. Wahrscheinlich ist, dass sich international tätige Hotelketten für das Projekt interessieren.
Namen will Gutzwiller keine nennen. Er sagt: «Für so genannte Hard Brands ist die Lage natürlich interessant, zwischen Flughafen und City, perfekt angebunden an den öffentlichen Verkehr und die Autobahn.»
«Fleming’s» mit zweitem Standort
Derweil hat sich die deutsche Kette Fleming’s für ihr zweites Zürcher Hotel eine eher ungewöhnliche Lage ausgesucht: An einer kleinen Quartierstrasse in Zürich Altstetten lässt sie ein Bürogebäude umbauen und richtet darin 80 Hotelzimmer im 4-Sterne-Standard plus ein Restaurant mit Weinbar ein.
Das Gebäude ist umgeben von Gewerbe- und Wohnliegenschaften – See, City oder Flughafen liegen in einiger Entfernung. Dennoch hält André Hummel, stellvertretender Direktor des bestehenden «Fleming’s» in der Innenstadt, den Standort für «ideal». Er sagt: «Altstetten ist ein Entwicklungsgebiet, viele Firmen haben ihre Arbeitsplätze von der City dorthin verlegt oder werden noch folgen, davon profitieren wir.»
Bei Zürich Tourismus begrüsst man den momentanen Bauboon: «Die zusätzlichen Hotelzimmer sind nötig, denn unter der Woche sind in Zürich oft keine mehr zu haben und wir rechnen bei den Logiernächten jährlich mit 4 bis 5 Prozent Wachstum», sagt Tourismusdirektor Frank Bumann. Im letzten Jahr verzeichnete Zürich Tourismus 2,6 Millionen Logiernächte – rund 70 Prozent davon entfallen auf Geschäftsreisende.
Mit Blick auf das verlangsamte Wirtschaftswachstum und die Finanzkrise könnten den Zürcher Hotels deshalb schon bald unangenehmere Zeiten bevorstehen. «Diese Gefahr besteht», sagt Bumann, «man muss aber bedenken, dass Investitionen in neue Hotels eine langfristige Angelegenheit sind.»
Ähnlich klingt es beim Dachverband Hotelleriesuisse: «Für Pessimissmus gibt es keinen Anlass», sagt Präsident Guglielmo I. Brentel. Man sehe die Risiken, sei sich bewusst, dass die positive Wirtschafts- und Währungssituation viel zum aktuellen Tourismus-Hoch beiträgt.
Aber man wisse auch, dass die Hotellerie ihre Hausaufgaben gemacht hat. «Und Zürich ist ein sehr attraktiver Standort, ich bin überzeugt, dass die neuen Projekte neue Gäste ansprechen und neue Nachfrage generieren werden.»
«Für einige könnte es eng werden»
Gedämpfter ist da der Optimismus beim Zürcher Hotelier-Verein: «Für einige Hotels könnte es schon eng werden», sagt Präsident Jörg Arnold. «Vor allem wenn es nicht mehr so gut läuft wie momentan.» Andererseits belebe Konkurrenz ja bekanntlich das Geschäft. Und gerade im 5-Sterne-Bereich vertrage Zürich schon noch ein, zwei Häuser mehr. «Genf etwa zählt deutlich mehr Luxushotels als Zürich.»
Dazu passt, dass von den weltweit operierenden Luxus-Hotelketten einige den Weg nach Zürich noch nicht gefunden haben: «Four Seasons», «Kempinski» oder «Westin» sucht man vergebens. Noch. «Konkrete Projekte sind mir zwar keine bekannt, doch das Interesse ist auf alle Fälle da», sagt Bumann von Zürich Tourismus.
«Zumal diese Luxushotelketten nicht angestammten Häusern wie etwa dem ‹Baur au Lac› Gäste wegnehmen, sondern vielmehr neue mitbringen.» Das habe sich beim 2004 eröffneten Hyatt-Hotel unweit des Zürcher Paradeplatzes gezeigt.