Quelle: bfai, 23. Oktober 2008
Die griechische Hotelbranche befindet sich im Umbruch. Während viele preiswerte Hotels mit rückläufigen Übernachtungszahlen zu kämpfen haben, befindet sich der Luxustourismus im Aufschwung. Rund 3,4 Mrd. Euro wurden zwischen 2005 und 2008 in die Errichtung neuer und die Modernisierung vorhandener Anlagen investiert. Dabei ist insbesondere die Anzahl von Luxusherbergen deutlich gestiegen. Aussichten für weiteres Wachstum sieht die Branche unter anderem auf dem Gebiet des Kongresstourismus.
In Griechenland steigt die Bereitschaft der Hotellerie zu neuen Investitionen. Mit einem Kostenaufwand von 3,4 Mrd. Euro wurden im Zeitraum Mai 2005 bis Mai 2008 neue Hotels mit insgesamt rund 35.000 Betten erstellt und Herbergen mit 106.000 Betten modernisiert. Etwa 1.000 dieser Vorhaben wurden auf Grundlage des Entwicklungsförderungsgesetzes mit Zuschüssen in Höhe von insgesamt 1,5 Mrd. Euro gefördert. In der Branche entstanden rund 10.200 neue Arbeitsplätze.
Im Spätsommer 2008 kündigte das Ministerium für Touristische Entwicklung Änderungen im Entwicklungsförderungsgesetz an, die insbesondere die Entstehung von modernen Hotelanlagen außerhalb der Ballungszentren beziehungsweise außerhalb der touristisch stark frequentierten Gebiete fördern sollen. Dort, wo bereits eine gut entwickelte Hotelinfrastruktur vorhanden ist, wird die Schließung von alten Anlagen bezuschusst. Mit dieser Maßnahme soll verhindert werden, dass gebietsweise ein Überangebot entsteht. Angesichts der Tatsache, dass mehr als die Hälfte aller Hoteliers in Griechenland kleine und mittelständische Unternehmer sind, ist davon auszugehen, dass die gegenwärtige wirtschaftliche Krise in Europa und den USA in den Jahren 2009 und 2010 deutliche Auswirkungen auf die Tourismusbranche haben wird.
Nach einer Studie der Marktforschungsgesellschaft Icap beliefen sich die Einnahmen der griechischen Tourismusbranche im Jahr 2006 (letzte verfügbare Angaben) auf 10,5 Mrd. Euro. Im selben Jahr besuchten 15 Mio. ausländische Gäste das Land. Die Zahl der Übernachtungen lag bei 55 Mio., die zu 75% von ausländischen Besuchern gebucht wurden. Rund 9.000 Hotels mit insgesamt über 670.000 Betten waren 2006 in Griechenland in Betrieb. Mit rund 4.500 gehören die meisten griechischen Hotels der Kategorie C an. Etwa 21% der Hotelanlagen sind auf Kreta angesiedelt, rund 17% auf der Inselgruppe Dodekanes (um die Insel Rhodos) und rund 14% in der Provinz Sterea Ellada, in der sich auch Athen befindet.
Die Gästestruktur hat sich in einigen Zielorten wesentlich geändert. Schwach besucht sind derzeit die Inseln im Ionischen Meer, die in der Vergangenheit sehr auf den Tourismus aus Großbritannien gesetzt hatten. Rückläufig ist auch die Zahl der Besucher aus Deutschland und den USA; dagegen stieg die Zahl der Touristen aus China in den vergangenen Jahren kontinuierlich an.
In den vergangenen zehn Jahren wurde in zunehmendem Maße in den Luxustourismus investiert. Im Jahr 2006 stieg die Zahl der Luxushotels (Kategorie AA) im Vergleich zum vorangegangenen Jahr wertmäßig um rund 24%. In der A-Kategorie belief sich die Anstiegsrate auf rund 6% und in der B-Kategorie auf 7%. In Zukunft soll die Zusammenarbeit der Hotelbranche mit der Immobilienbranche für mehr Wachstum sorgen. Im Rahmen "Komplexer Entwicklungsprogramme" sollen in den kommenden 20 Jahren Luxushotels, Ferienwohnungsanlagen und spezielle touristische Infrastrukturen (z.B. Golfanlagen) entstehen.
Ein Problem wird wohl noch eine Zeit lang die Tatsache sein, dass sich die Hotelbranche im Land uneinheitlich entwickelt. Während ein Teil der Unternehmen die Zeichen der Zeit erkennt und in Modernisierungsmaßnahmen investiert, setzen viele kleine und mittelständische Betriebe weiterhin auf Niedrig-Preis-Produkte, die bisher vor allem von britischen Urlaubern bevorzugt wurden. Mit dem Rückgang der Besucherzahlen aus Großbritannien geraten die entsprechenden Anbieter in ernsthafte Schwierigkeiten.
Ungenutzte Möglichkeiten existieren andererseits auf dem Gebiet des Kongresstourismus. Wie eine Studie feststellte, unternahm Griechenland bisher keine ausreichenden Maßnahmen, um die bestehenden Möglichkeiten auf diesem Gebiet überhaupt komplett zu erfassen, geschweige denn effektiv zu nutzen. Da Kongresstourismus in Griechenland immer nur gemeinsam mit anderen touristischen Produkten angeboten wird, wird dieser Zweig auch immer von den gerade vorherrschenden Tendenzen in der allgemeinen Tourismusbranche des Landes beeinflusst - sei es positiv oder negativ.
Dabei bietet Griechenland im Hinblick auf den Kongresstourismus gegenüber anderen Ländern diverse Vorteile, etwa Sicherheit, ein reiches kulturelles Angebot und angenehmes Klima. Viele Orte bieten aufgrund ihrer langen touristischen Tradition gute Flughafenanbindungen zu großen ausländischen Städten und eignen sich hervorragend für die Einrichtung von Kongresszentren. Bisher aber landen 93% der Teilnehmer an Kongressen, die in Griechenland ausgetragen werden, in Athen.